Stadtumbau in Neu-Isenburg: Vom Alten Ort zur neuen Welt
Die Stadt Neu-Isenburg hat sich erneut zur Aufnahme in das Förderprogramm „Stadtumbau in Hessen“, beworben. Ziele des Entwicklungskonzeptes sind die Nachhaltigkeit der Stadtentwicklung und die Erhöhung der Attraktivität der Innenstadt. Mit welchen Maßnahmen die Zielsetzungen erreicht werden sollen, wurde nach folgenden Schwerpunkten dargestellt:
Demografischer Wandel
Im Stadtquartier Süd ist keine soziale Infrastruktur vorhanden. Die Nahversorgung ist hier derzeit lediglich durch einen Lebensmittel-Discounter gesichert. Durch eine Stärkung der sozialen und technischen Infrastruktur soll ein neues Stadtteilzentrum entstehen, das zu einer verbesserten Versorgung des Neu-Isenburger Südens beitragen soll. Dazu sollen bauliche Strukturen angepasst, vorhandene Bebauung instandgesetzt und durch bauliche Ergänzungen gestärkt werden. Die barrierefreie Gestaltung öffentlicher Straßen, Wege und Plätze wird hier von Anfang an Teil der Planungen sein. Um den Standort insgesamt zu stärken, sollen die Förderschwerpunkte besser miteinander verknüpft werden. Dies soll dazu beitragen, dass eine örtliche, fußläufige Grundversorgung im Bereich Einzelhandel und Dienstleistungen gesichert und gestärkt wird.
Klimaschutz und innovatives Wohnen
Im Bereich "Alter Ort" ist eine barrierefreie Umgestaltung der Wege und Plätze unter Beibehaltung des historischen Pflasters vorzusehen. Im Wohnumfeld der im Fördergebiet liegenden Senioreneinrichtungen können infrastrukturelle Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität sowie der Mobilität der Bewohner beitragen. Mit Blick auf den Klimawandel können Baumpflanzungen zum Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung vorgenommen werden. Um ein Miteinander verschiedener Generationen zu fördern, sollen innovative Wohnformen etabliert werden. Dazu sollen gemeinschaftliche Wohnprojekte initiiert und begleitet werden. Beide Maßnahmen sollen auch einen Beitrag zur Schaffung von Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten im Zentrum der Rhein-Main-Region leisten, der sich durch besondere baukulturelle Qualitäten auszeichnet. Im südlichen Bereich ist ein "Urbanes Gebiet" zu etablieren. Durch die Nutzungsmischung soll ein Stadtteil der kurzen Wege entstehen, der Familien mit Kindern und mobilitätseingeschränkte Senioren ein attraktives Wohnumfeld bietet.
Wirtschaftlicher Wandel
Der südliche Bereich des Fördergebietes befindet sich seit den 1990er Jahren in einem wirtschaftlichen Strukturwandel. Die Zahl der Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe sinkt, der Dienstleistungssektor gewinnt an Bedeutung. Die Flächen liegen in unmittelbarer Nähe zu den künftigen Haltepunkten der Regionaltangente West. Aus der deutlich verbesserten Verkehrsanbindung ergeben sich Potenziale, das Gebiet insgesamt nachhaltig weiterzuentwickeln. Mit der Städtebauförderung kann an dieser Stelle ein „Urbanes Gebiet“ entstehen, das exemplarisch aufzeigt, wie Wohnen und Arbeiten integriert weiterentwickelt werden können. Mit dieser Entwicklung sollen weitere Betriebe aus den Bereichen Forschung und Entwicklung angesiedelt werden. Die aktuellen Leerstände bieten Potenziale dafür, Existenzgründer durch geeigneten Raum und begleitendes Management konstruktiv zu unterstützen. Im "Alten Ort" soll insbesondere das Stadtbild durch gestaltende und erneuernde Maßnahmen gestärkt werden, wovon der ansässige Einzelhandel profitieren kann.
Klimaanpassung
Neu-Isenburg liegt im Zentrum des Rhein-Main-Gebiets, das für sein gemäßigtes Lokalklima bekannt ist. In den nächsten Jahrzehnten werden in dieser Region steigende Temperaturen erwartet. Dieser Entwicklung soll durch eine klimaangepasste Stadtentwicklung Rechnung getragen werden. Besonders im "Alten Ort" kann es zu Überhitzungstendenzen kommen. Eine Begrünung von Straßen, Wegen, Plätzen und Gebäuden kann dem entgegenwirken. Auch Brachflächen im Stadtquartier Süd bieten große Potenziale, die entsiegelt und zu Plätzen und naturnahen Freibereichen gestaltet werden sollen.
Verkehrswege sollen allgemein stärker durchgrünt werden, was besonders auf die Frankfurter Straße zutrifft. Dies soll ebenfalls dazu beitragen, die Stadt besser mit der sie umgebenden Natur zu verzahnen. Eine Begrünung von Straßen, Wegen, Plätzen und Gebäuden kann dabei helfen. Bei der Instandsetzung und dem Neubau von Gebäuden sollen Fassaden und Dächer möglichst begrünt werden. Bei all diesen Begrünungsmaßnahmen ist darauf zu achten, dass Pflanzen Verwendung finden, die mit den sich in den kommenden Jahrzehnten ändernden Wetterbedingungen zurechtkommen. Auch vermehrt auftretenden Starkregenereignissen, die in Folge des Klimawandels zu erwarten sein werden, kann mit Begrünung, Entsiegelung und effizienter Niederschlagwasserbewirtschaftung begegnet werden.
Klimaschutz
Im Fördergebiet soll die vorhandene Bebauung im Rahmen einer energetischen Quartierserneuerung zu einem aktiven "Klimaschutz-Baustein" entwickelt werden. Vor allem der Alte Ort bietet große Energieeinsparpotenziale. Dies gilt auch für die Straßen- und Stadtbeleuchtung, die auf effiziente Leuchtmittel umgestellt wird. Zusätzlich sollen im gesamten Fördergebiet Möglichkeiten zur Energieerzeugung geschaffen werden (Solarpotenziale).
Ein Schwerpunkt liegt in der Nutzung von Synergiepotenzialen, das heißt, überschüssige Energie an einer Stelle für Endverbraucher an anderer Stelle nutzbar zu machen. Das Stadtquartier Süd bietet gute Ansatzpunkte. Vorhandene Wärme- und/oder Kältesenken können bei der Planung berücksichtigt und aufeinander abgestimmt werden. Aber auch bei der elektrischen Energie können Synergieeffekte zwischen Wohnen und Arbeiten auftreten.
Bei der Solarstromerzeugung entstehende Lastspitzen können durch Gewerbebetriebe genutzt werden. Insgesamt soll durch eine angemessene bauliche Dichte, eine konsequente Nutzungsmischung und mit der Stärkung des Umweltverbundes die vorhandene Infrastruktur effizienter genutzt und das Verkehrsaufkommen reduziert werden.
Klaus Reinhard, Neu-Isenburger Extrablatt, Ausgabe April 2016

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Was macht unsere Stadt von morgen aus? Wie werden wir in der Zukunft leben und wohnen? Während uns Erwachsenen Antworten auf solche Fragen nicht einfach und schon gar nicht spontan einfallen, sind Kinder bei der Vorstellung von ihrer Stadt gleichmal bauend, im Sandkasten zu finden. So jedenfalls sieht es unser Illustrator Torsten von Juterzenka, selbst Vater einer Tochter.
Der Stadtumbau Neu-Isenburg steht unter dem Motto „Vom Alten Ort zur Neuen Welt.“ Das Förderprogramm hat die Verantwortlichen im Rathaus der Stadt planerisch und kreativ inspiriert (wie man im ausführlichen Entwicklungskonzept zur Nachhaltigen Stadtentwicklung nachlesen kann). Und es hat inzwischen auch das Interesse bei den Bürgern dieser Stadt geweckt.
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