Folgende Aspekte sind besonders bedeutsam:
- Gesundheitsrisiken und Produktivitätseinbußen: Der wichtigste Auslöser für Beeinträchtigungen des Wirtschaftsgeschehens sind vermehrt auftretende Hitzeereignisse. Diese können vor allem im Außenbereich sowie in nicht klimatisierten Gebäuden zu einer Beeinträchtigung der Arbeitsproduktivität und der Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen. Während der Hitzewelle 2010 erlebten laut einer Umfrage des Bundeswirtschaftsministeriums 16 Prozent der befragten Unternehmen einen erhöhten Krankenstand.
- Gebäude- und Anlageschäden: Wirtschaftsgebäude und Produktionsanlagen werden insbesondere durch vermehrte Überflutungen gefährdet, teilweise auch durch Hitzeperioden und Stürme.
- Ver- und Entsorgungsprobleme: Mögliche Ausfälle der Stromversorgung pflanzen sich auch in die Unternehmen fort. Die Kosten eines Stromausfalls für die industrielle Produktion in Hessen rangieren von etwa 2 Euro pro Kilowattstunde (ländliches Nordhessen) bis ca. 10 € pro Kilowattstunde (ländliches
- Nordhessen) bis ca. 10 € pro Kilowattstunde (Rhein-Main-Gebiet). Auch eine Beeinträchtigung der Abfallentsorgung trifft den Unternehmenssektor.
- Beeinträchtigungen des Betriebs-ablaufs: Neben der Schädigung von Gebäuden und Anlagen können Überflutungen, Hitze und Trockenheit – je nach Branche, Unternehmensprofil und konkretem Standort – auch direkt auf den Betriebsablauf einwirken.
- Logistik- und Verkehrsprobleme: Klimasignale können vor allem über die Beeinträchtigung der Verkehrsinfrastruktur und des Verkehrsgeschehens den wirtschaftlichen Lieferverkehr, lokal auch den Transport von Beschäftigten beeinträchtigen.
- Konnektivität und Wettbewerbsfähigkeit: Die regionalen und globalen wechselseitigen Abhängigkeiten (Lieferketten, Beteiligungen, Geschäftsreisen etc.) zeichnen die moderne Wirtschaft zunehmend aus. Jedes vierte Unternehmen in Deutschland ist innerhalb von drei Monaten nicht mehr lieferfähig, wenn ein Zulieferer kritischer Komponenten insolvent wird und ausfällt. So gehen bis zu 70 Prozent der
- ökonomischen Schäden nach Naturkatastrophen nicht auf direkte physische Zerstörungen zurück, sondern auf Betriebsunterbrechungen, die durch den Ausfall von Zulieferern ausgelöst werden.
Diese verschiedenen Elemente der Verwundbarkeit von Wirtschaft interagieren relativ stark – je nach Unternehmen und räumlicher Lage. Die in Hessen besonders starke Finanzwirtschaft wird durch den Klimawandel vornehmlich indirekt beeinträchtigt, etwa über die Absicherung von Krediten über Grundstücke und Immobilien. Diese werden in der Regel auf mittlere bis lange Sicht einem ansteigenden Gefährdungsrisiko ausgesetzt sein. Wenn es umgekehrt darum geht, Finanzprodukte für sich verändernde Gefahrenlagen anzubieten, ist speziell die Versicherungsbranche besonders gefragt.
Der Klimawandel bringt auch ambivalente Folgen mit sich. Die Nachfrage nach Prozess-, vor allem Gebäudekühlung durch wärmere Sommer führt zu einem Anstieg des Energieverbrauchs und höheren Betriebskosten. Die Zunahme milderer Winter senkt den Wärmebedarf und die Heizkosten. Mildere Winter könnten die Wertschöpfungsleistung des Baugewerbes erhöhen, Hitzespitzen wirken sich negativ aus.
Weitere Maßnahmen
Bereitstellung von verlässlichen Wetterprognosen für Risikogruppen
Das Land Hessen initiiert die Bereitstellung von zuverlässigen, kleinräum-ig aufgelösten und problem- bzw. anwenderorientierten Wetterprognosen für sensible Wirtschaftsbranchen. Die Prognosen werden dazu genutzt, den Arbeitsschutz von Beschäftigten im Außenbereich zu verbessern.
Runder Tisch Finanzwirtschaft und Klimaanpassung
Aufgrund ihrer Bedeutung in Hessen, ihrer (indirekten) Betroffenheit durch Klimafolgen und der möglichen Hebel-wirkungen ist die Finanzwirtschaft ein wichtiger Akteur. Das Land Hessen moderiert ein Gesprächsforum mit den Akteuren der Finanzwirtschaft, um Anpassungsmaßnahmen der Branche zu entwickeln.
Informationskampagne „Schwach-stellen-Check Wetter / Klima“ für Unternehmen und Erstellung betrieblicher Klimaanpassungskonzepte
Das Land Hessen initiiert gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden einen Schwachstellen-Check für hessische Unternehmen zum Thema Klimafolgen und mögliche Verwundbarkeiten. Für kleinere und mittlere Unternehmen legt
das Land Hessen zudem ein Informations- und Beratungsprogramm auf.
Verbesserung des klimafreundlichen sommerlichen Wärmeschutzes bei gewerblichen Bauten
Der Anstieg der Temperaturen, speziell der sommerlichen Wärmelasten, wird bei der Wirtschaft für eine erhöhte Nachfrage nach Gebäudekühlung sorgen. Das Land Hessen informiert daher zu klimafreundlichem sommerlichem Wärmeschutz bei gewerblichen Bauten durch Komplementierung einer Bundesförderung und berät Kommunen und Landkreise bei entsprechenden Planungen.
Unternehmenskataster Anpassungstechnologien
Zur Förderung der wirtschaftlichen Chancen der Klimawandelanpassung werden hessenweit relevante Produkte und Dienstleistungen gesammelt und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Sicherung der Abfallentsorgung bei Hitzebelastung
Zunehmende Hitzebelastungen beeinträchtigen die Kontinuität und Sicherheit der Abfallentsorgung. Zur Sicherung der Abfallentsorgung wird der Arbeitsschutz im Abfallbereich verbessert und die hitzebedingten Gefahren speziell der biogenen Siedlungsabfälle reduziert.
Klaus Reinhardt
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