Handlungsbedarf Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen
Die hessische Industrie sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) sind 2014 in Hessen für einen Ausstoß von rund 6,96 Mio. t CO2-Äquivalenten verantwortlich. Dabei entfallen 0,64 Mio. t CO2-Äquivalente auf prozessbedingte Emissionen. Der verbleibende Anteil ist auf die energiebedingten Emissionen zurückzuführen. Auf die Industrie entfallen dabei 2,82 Mio. t CO2-Äquivalente, auf den GHD-Sektor ca. 3,5 Mio. t CO2-Äquivalente.
Gerade die Industrie hat in den vergangenen Jahren bereits große Fortschritte bei der Reduzierung der Emissionen gemacht. Ursächlich hierfür ist zum einen der Strukturwandel hin zu weniger energieintensiven Produkten, aber auch die Verbesserung der Anlageneffizienz. Der Einsatz erneuerbarer Energien hat sich sowohl bei den direkten als auch den indirekten Emissionen in den vergangenen Jahren positiv auf die Entwicklung ausgewirkt.
Handlungsbedarf prozessbedingte Emissionen
Der wesentliche Anteil der prozessbedingten Emissionen in der Industrie stammt aus energieintensiven Herstellungsprozessen, wie der Zement- und Kalkherstellung. Weitere Reduzierungen dieser Emissionen können – bei gleichbleibender Produktion – zum einen durch eine Verbesserung der Prozesseffizienz und zum anderen durch eine Brennstoffsubstitution erreicht werden.
Die prozessbedingten Emissionen werden bereits unmittelbar durch den Emissionshandel adressiert. Auf Grund der hohen Investitionen und langen Investitionszyklen unterstützt das Land diesen Sektor vor allem durch Forschungs- und Entwicklungsprojekte, Pilot- und Demonstrationsvorhaben sowie informative Maßnahmen.
Handlungsbedarf energiebedingte Emissionen
In den vergangenen Jahren konnte der Endenergiebedarf im Mittel um 0,5 Prozent (Industrie) bzw. 0,7 Prozent (GHD) pro Jahr verringert werden. Der Fortschritt im Endenergieverbrauch liegt an den Verbesserungen im Bereich der CO2-Emissionen, die wesentlich durch Strukturwandel, Brennstoffwechsel und die Fortschritte im Umwandlungssektor getrieben sind.
Der Energieeffizienz kommt daher zukünftig eine besondere Rolle zu
In der Industrie und in Gewerbe, Handel und Dienstleistungen bestehen trotz der bereits in vielen Unternehmen erfolgreich umgesetzten Energieeffizienzmaßnahmen weiterhin wirtschaftlich interessante Einsparpotentiale. Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird durch verschiedene Hemmnisse gebremst. Ein wesentliches Hemmnis ist der Mangel an Informationen über wirtschaftliche Einsparpotentiale in den Unternehmen. Neben den technischen Maßnahmen existiert eine Vielzahl organisatorischer Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und damit zur Verringerung des Energieverbrauchs. Die Umsetzung solcher Maßnahmen kann insbesondere durch die organisatorische Verankerung von Energieeffizienz, beispielsweise im Rahmen eines Energiemanagementsystems, in Unternehmen gefördert werden.
Energieeinsparcontracting Offensive
Das Land entwickelt in Abstimmung mit den bestehenden Aktivitäten auf Bundesebene Beratungsangebote insbesondere für KMU zum Thema Energieeinsparcontracting. Dadurch sollen Hemmnisse in den Sektoren Industrie und GHD abgebaut und die Verbreitung von Energieeinsparcontracting in Hessen gestärkt werden.
Demonstrationsprojekte Lastflexibilisierung in Industrie und GHD
Im Rahmen von Demonstrationsprojekten zur Lastflexibilisierung in Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und der hessischen Industrie wird das Potenzial zur Lastflexibilisierung aufgezeigt und die praktische Umsetzbarkeit entsprechender Konzepte anschaulich dargestellt.
Energieeffiziente Rechenzentren
Als energieintensives Gewerbe bieten die in Hessen stark verbreiteten Rechenzentren hohe Potenziale zur Energieverbrauchsreduktion. Beratungspro-gramme, insbesondere für mittelständische Rechenzentren, sollen unterstützen, jene Einsparpotentiale zu identifizieren und zu nutzen.
Energieeffiziente Beschaffung in Verwaltungsgebäuden des Landes und der Kommunen
Bei der Beschaffung von Geräten und Produkten können durch einfache Kriterien energieeffiziente Artikel gefördert werden. Dabei soll der Begriff der Energieeffizienz nicht ausschließlich die Nutzungsphase umfassen, sondern in geeigneten Fällen den Produktlebenszyklus als Ganzes berücksichtigen. Das Land orientiert sich hierbei an bereits bestehenden Kriterien anderer Initiativen in Hessen.
„Fit für den Klimawandel“ – Neuauflage des Investitions-programms für hessische Liegenschaften
Mit der Auflage eines neuen Investitionsprogramms ab 2018 wird der bisher beschrittene Weg für klimafreundliche Investitionen konsequent weiter fortgesetzt. Die Neuauflage des Programms im Rahmen der CO2-neutralen Landesverwaltung schließt zudem die Herausforderungen der Klimaanpassung mit ein.
Teilnahme am Bundesprogramm „Energieeffizienter Campus“
Universitäten und Hochschulen zählen bei öffentlichen Liegenschaften zu den Energie-Großverbrauchern. Das Land Hessen fördert daher die weitere Konzept- und Antragsbearbeitung der hessischen Hochschulen mit dem Ziel einer breiteren Beteiligung.
Treibhausgasminimierung an hessischen Hochschulen
Im Hochschulpakt unterstützen die hessischen Hochschulen die Ziele der Landesinitiative „CO2-neutrale Landesverwaltung“ und die regelmäßige Erstellung von CO2-Bilanzen. Das Land prüft, ob ab 2021 konkrete Ziele aufgenommen werden können.
Klimafreundliches Veranstaltungsmanagement
Der Treibhausgas-Fußabdruck von öffentlichen Veranstaltungen ist teilweise erheblich. Durch ein klimafreundliches Veranstaltungsmanagement kann der Fußabdruck deutlich reduziert werden. Veranstaltungen mit Beteiligung des Landes Hessen werden in Zukunft möglichst klimaneutral und ressourcenschonend gestaltet.
Klimafreundliche Großküchen
Das Land Hessen fördert durch verschiedene Initiativen die Vorbildrolle von Großküchen und Kantinen in Bezug auf eine gesunde, klima- und umweltfreundliche Ernährung. Hierzu gehört z.B. die Weiterentwicklung des Projektes „CO2-optimierte Großküchen“.
Förderpreis Energieeffizienz
Ein gemeinsam vom Land Hessen und der hessischen Wirtschaft ausgelobter „Förderpreis Energieeffizienz“ kann beitragen, Ideenpionieren die Möglichkeit zu geben, die Leistungsfähigkeit ihrer Innovationen im Bereich Energieeffizienz unter Beweis zu stellen.
Unterstützung der Kommunen, für die kommunalen Gebäude Sanierungsfahrpläne aufzustellen
Das Land unterstützt die Kommunen durch Informationskampagnen und Beratungsaktivitäten, um bestehende Förderprogramme besser in Anspruch zu nehmen. Zudem werden die energetischen Sanierungsmaßnahmen und die zugehörigen Finanzbedarfe systematisch erfasst und priorisiert.
Zielvereinbarung mit den Wohnungsunternehmen in Hessen
Das Land Hessen schließt Zielvereinbarungen mit Wohnungsunternehmen ab, die über Wohnungsbestände in hessischen Städten/Gemeinden verfügen. Hierüber soll ein gemeinsamer Prozess zur Erreichung der Klimaschutzziele in Hessen unterstützt werden.
Klaus Reinhardt
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